28.09.2015 Ralf Edmund Stranzenbach
Ort: Sternwarte Dortmund
Teleskop: William Optics GTF81
Kamera: Nikon D90
Für die Beobachtung der Mondfinsternis am 28. September 2015 waren die Bedingungen für eine Beobachtung beinahe ideal. Über die ganze Nacht hinweg war der Himmel klar, keine Wolken störten die Beobachtung, nur ein feiner Dunst und der Vollmond schränkte die Sicht auf die Sterne ein wenig ein.
So konnten auch einige Mitglieder des Astronomischen Vereins Dortmund und der interessierte Besucher des Westfalenparks dieses Ereignis über den ganzen Zeitverlauf hinweg beobachten.
Mit den sieben Teleskopen und Kameras mit langbrennweitigen Objektiven wurde das Schauspiel dann auch intensiv dokumentiert. Ich habe mit meinem Apochromaten und der Nikon D90 - die ich wegen der langen Akkulaufzeit ausgewählt habe - über mehrere Stunden hinweg mit einem automatischen Timer Bilder in regelmäßigen Abständen aufgenommen.
Die Bilder meiner Aufnahmereihe und weitere Bilder von Thomas Wassmuth sowie von Ramona und Elvis Vaida habe ich dann genutzt um diesen Film zu erstellen. Gerade die Stimmung und das Umfeld im Park habe ich nicht dokumentiert, so dass ich für diesen Beitrag sehr dankbar bin.
Durch die im Westen hoch gewachsenen Bäume hätten wir die Mondfinsternis nicht vom der Sternwarte Dortmund aus beobachten können. Der Westfalenpark ermöglichte uns jedoch, auf dem Weg, der große Wiese in nord-südlicher Richtung durchquert einen temporären Beobachtungsplatz aufzubauen. Wir durften den Park mit unseren Autos befahren und konnten so alle notwendigen Gerätschaften auf bequeme Weise transportieren. Zudem stand uns in dieser Nacht ein Stromanschluss für den Betrieb der Teleskope und Computer zur Verfügung und wir mussten uns keine Sorge um die notwendige Energieversorgung machen.
So habe ich in dieser Nacht mein William Optics GTF81
für die Zeitrafferaufnahmen verwendet. Parallel habe ich aber auch den 5-Zoll Maksutov
für die unmittelbare Bobachtung und gelegentliche Fotografie auf der manuellen Montierung benutzt.
Die Zeit für den Aufbau der Instrumente war am Ende dann doch zu knapp bemessen, der Polarstern und andere Leitsterne konnte ich nur unter Problemen identifizieren. Glücklicherweise unterstützte mich Thomas Wassmuth bei der Ausrichtung meiner Montierung, so dass diese wenigstens halbwegs korrekt der Bahn des Mondes folgen konnte.
Nur gelegentlich musste ich daher über die Nacht hinweg manuell in die Aufnahmen eingreifen. Dies war allerdings auch aus einem anderen Grund notwendig: aufgrund der großen Unterschiede in der Dynamik musste ich immer wieder die zeitgesteuerte Aufnahme unterbrechen und die Belichtungsdaten der Kamera den Lichtbedingungen anpassen. Schon diese manuelle Intervention machte eine Korrektur der Ausrichtung von Montierung und Teleskop notwendig. Immerhin war die Abbildung des Mondes auf der Sensoroberfläche vorab schon so gewählt, dass ausreichende Reserven vorhanden waren und daher der Mond auf jedem Bild vollständig abgebildet wurde.
Keine Wolken am Himmel zu sehen bedeutete allerdings auch, dass es in den frühen Morgenstunden empfindlich kalt wurde. Eine kurze Pause, die ich sitzend in meinem bereitstehenden Auto verbrachte, und ein Schluck heißen Kaffees aus der mitgebrachten Thermoskannen war ein dankbar angenommener Moment der Erholung.
Die Kälte der frühen Morgenstunden führte dann nach circa zwei Stunden zu einer starken Taubildung auf den Geräten. Das William Optics Teleskop mit seiner großen Taukappe war davon weniger stark betroffen als das Maksutov. Die ungeschützte Frontlinse war dann so stark beschlagen, dass ich es - in Ermangelung von Reinigunsmitteln - dann vorzeitig abgebaut und im Auto verstaut habe.
Seht mal her, man sieht plötzlich Sterne! Der Himmel ist ganz klar; im Süden kann man Orion sehen. Fast erahnt man die Farben im großen Orion-Nebel.
Während anfangs - insbesondere beim Aufbau der Montierungen - der Vollmond die Sterne des Himmels überstrahlt hat, erschienen während der vollständigen Bedeckung die Sterne am südlichen Himmel. Und die anfängliche Aufregung über den Eintritt des Mondes in den Erdschatten und die Begeisterung über den beindruckenden Blick auf den Mond, der vom rötlichen Licht aller Sonnenauf- und -untergänge unserer Erde angestrahlt war, machte zwischenzeitlich einer leichten Ermüdung Platz.
Allerdings entschädigten die nun sichtbaren Sterne für diesen absinkenden Spannungsbogen. Mit Ferngläsern durchquerten wir den Himmel, benannten die Sterne (also ich nicht, ich kann mir die Namen immer so schlecht merken) und betrachten die Andromeda Galaxie.
So nutzten wir die Zeit bis zum Austreten der Mondes aus dem Kernschattens mit Star-Hopping, interessanten Fachgesprächen und leichter Plauderei. Auf diese Weise verging die Zeit viel schneller, als gedacht. Plötzlich verschwanden wieder die Sterne und ich musste mich um meine Kamera kümmern.
Mit dem Austritt des Mondes aus dem Kernschatten änderten sich die Lichtverhältnisse plötzlich wieder erheblich innerhalb eines kurzen Zeitraums. Wenn ich nun auf das Ereignis zurückblicke erscheint es mir sehr interessant, die Helligkeitskurve an einem verregneten Wochenende aus dem vorhandenen Bildmaterial herauszuarbeiten…
Zwischen sieben und acht Uhr hellte dann auch der Himmel auf, so dass der nun tiefstehende Mond kaum mehr den attraktiven Anblick bot, den wir in dieser Nacht vorfanden. So wurde es Zeit, die Gerätschaften abzubauen und in den Fahrzeugen zu verstauen.
Noch ein kurzes “Auf Wiedersehen, bist Samstag!” und “Schlaft gut!” und die durchwachte Nacht war zu Ende.
Papa, ich habe heute Nacht aus dem Fenster geschaut - der Mond war ganz rot!
Viele Menschen haben in dieser Nacht einen Blick auf den Mond geworfen und wurden von diesem Anblick begeistert - auch meine Tochter war darunter die - entgegen ihrer Gewohnheit freiwillig das Bett verlies um hinauszuschauen. Ich selber war - und bin bis heute - begeistert, wenn ich an diese Nacht zurück denke. Es war nicht nur die Beobachtung selbst, es war auch das Umfeld in dem diese Beobachtung durchgeführt wurde. Die wenigen Längen, die sich in der Nacht ergaben, konnten mit Gesprächen gefüllt werden, bei Fragen oder Problemen fand ich Hilfe. Hoffentlich werden wir diese gelassene, lockere, freundliche, interessierte, kooperative Stimmung in der Beobachtergruppe auch bei weiteren, künftigen wieder herbeiführen. Ich hoffe es.
Die einzelnen Bilder des Mondes aus meinen Reihenaufnahmen hatten leider nicht die Qualität, die ich mir erhofft hatte. Neben meiner Unerfahrenheit waren es im wesentlichen diese Gründe, die ich in der Nachbearbeitung berücksichtigen musste:
GTF81
dem Beschlagen nicht ganz widerstehen konnte.Daher musste ich jedes einzelne Bild in mehreren Schritten bearbeiten, bevor ich dann ein Video erstellen konnte. Gerade für die Bildstabilisierung habe ich dabei einige Versuche unternommen, diesen Prozess mit unterschiedlichen Programmen zu automatisieren. Letztlich habe ich diese Stabilisierung jedoch von Hand unternommen.
LRTimelapse
habe ich dann für jedes einzelne Bild Belichtungs- und Farbkorrekturen ermittelt, so dass diese trotz der Sprünge in den Einstellungen bei der Aufnahme, der visuelle Eindruck zwischen zwei Bilder ähnlich bleibt.Lightroom
für einzelne Keyframes für LRTimelaps
vorbereitet. Nach der Bearbeitung der Übergänge wurde dann mit diesem Programm jedes einzelne Frame in der endgültigen Version berechnet.Motion 5
jedes einzelne Frame importiert und von Hand in eine überlagerte Zielmarkierung eingesetzt. Eine zeitraubende Beschäftigung.Motion 5
habe ich dann zwischen zwei Original-Frames jeweils eine Zwischen-Frame durch Überlagerung synthetisiert. Über den so erzeugten Bestand Einzelbilder habe ich dann eine leichte Bewegungsunschärfe berechnet, deren Fehlen sich im Ergebnis subtil bemerkbar gemacht hätte.FinalCut Pro X
Projekt übernommen und mit weiteren Einzelbilder, Titeln, Vor- und Nachspann sowie einer Hintergrundmusik zu einem Web-Video umgewandelt.Viel Arbeit für ein so kurzen Film. Ich selbst bin aber mit meinem Resultat zufrieden… Beim nächsten Mal will ich aber versuchen, es besser zu machen.