Sterne beobachten am Tag?

Was macht man eigentlich bei einer öffentlichen Beobachtung an einer Sternwarte, wenn diese am hellichten Tag stattfindet? Mit dieser Frage wurde ich heute konfrontiert. Warum also sollte man durch den Westfalenpark spazieren und die Sternwarte aufsuchen? Die Antwort ist bestechend simpel: wir beobachten die Planeten und Sterne.

Die Planeten Venus und Merkur sind in der Regel hell genug, um sie auch am Tageshimmel beobachten zu können. Insbesondere der letztere ist der Sonne so nahe, dass er ausschliesslich am Tag beobachtet werden kann. Das ist allerdings, auf Grund der Nähe zu Sonne, nicht ganz ungefährlich. Ein Blick mit dem ungeschützten Auge in ein auf die Sonne gerichtetes Teleskop und die Sehkraft ist für immer geschädigt.

Was aber viele Besucher der Sternwarte Dortmund immer wieder verblüfft ist, dass man tagsüber auch einige wenige Sterne beobachten kann. Diese sind so hell, dass sie auch den Hintergrund des Himmels überstrahlen. Man muss sie allerdings zu finden wissen.

Aber gerade der Tag ist eine Gelegenheit, einen ganz besonderen Stern zu beobachten: unsere Sonne. Mit geeigneten Schutzfiltern ausgerüstete Teleskope werden daher an solchen Tagen auf die Sonne gerichtet, um Interessierten einen Blick auf diesen Stern zu ermöglichen. Hier ist zum Beispiel ein kleiner Zeitrafferfilm, der im letzten Jahr bei einer öffentlichen Beobachtung1 aufgenommen wurde:

An diesen Tagen wird in der Regel die Möglichkeit geboten, die Sonne in unterschiedlichen Wellenlängen (Farben) zu beobachten. Die Teleskope der Sternwarte werden dazu mit Energieschutzfiltern ausgerüstet und zeigen dann die Sonne im natürlichen Weißlicht und im Hα Licht.

Im Weißlicht sind dann die Flecken auf der Sonne erkennbar, die auf Zonen hinweisen, in denen die Oberflächentemperatur niedriger ist als im Umfeld.

Sonne im Weißlicht

Ganz besonders interessant aber sind die Aufnahmen der Hα Linie. Diese Aufnahmen sind so schmalbandig, dass keine Farbinformation enthalten ist. Sie ermöglichen aber einen direkten Blick auf die Sonnenoberfläche und zeigen, wie dynamisch diese gestaltet ist. Zudem ist, mit etwas Glück, auch der Blick auf den Sonnenrand möglich und es können die Protoberanzen betrachtet werden.

Übrigens: die Farbe in nachfolgendem Bild ist mit Photoshop hinzugefügt worden. Es handelt sich um eine reine Schwarz-/Weißaufnahme.

Sonne im Hα Licht

Mit entsprechenden Filtern ist auch eine Beobachtung in anderen Wellenlängen möglich. Da diese Wellenlängen das Ergebnis unterschiedlichen Prozesse auf der Sonne sind die in unterschiedlichen Schichten der Sonnenoberfläche stattfinden hat man so die Möglichkeit, ein wenig in die Sonne hinein zu schauen. Üblich ist hier der Einsatz von Kalzium- und UV-Filtern. Dabei ist allerdings be letzteren die Beobachtung Kameras vorbehalten. Durch den Umbau digitaler Kameras ist auch eine Beobachtung im Infrarot-Bereich möglich.

Schöne Beispiele für die Dinge, die man am Tage auf der Sonne beobachten kann, sind auf der Webseite Astromeridian schon mal zu sehen. Ein Blick durch das Okular eines Teleskops ist aber dennoch diesen Bildern vorzuziehen. Ein unverstellter, direkter Blick auf unser Zentralgestirn ist immer wieder beeindruckend.

Es lohnt sich daher immer wieder, bei gutem Wetter in den Westfalenpark zu kommen und an einer öffentlichen Beobachtung teilzunehmen.


  1. Die Termine für die öffentlichen Beobachtungen werden auf der Webseite der Sternwarte Dortmund und im Veranstaltungskalender des Westfalenparks bekannt gegeben. Ansonsten treffen Sie in der Regel die Mitglieder des Sternwarte an den Samstag Abenden ab 18:00 in der Sternwarte an. Besucher und Interessierte werden immer wieder gerne gesehen.

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